Fuchsia - Fuchsie
von Josef Knieke
Kurzbeschreibung :
Herkunft ....................: Mittel- und Südamerika, einige aus Tahiti und Neuseeland
Blatt...........................: gegenständig, elliptisch, lang gestielt, weisen einen schwach bis mittel gezähnten Blattrand auf
Blüte..........................: Blautöne bis fast schwarz, weiß, rot, lila
Früchte......................: grün, rötliche oder fast schwarze Beeren, ähnlich wie Kirschen
Standortansprüche....: bevorzugt halbschattig bis schattig , keine direkte Sonne
Winterpflege..............: nicht frosthart, Überwinterung kühl, (Kalthaus oder ähnlich)
Eignung als Bonsai...: gute Eignung
Allgemeines:
Die Fuchsien (Fuchsia) sind mit etwa 100 Arten eine Gattung in der Familie der Nachtkerzengewächse (Onagraceae).
Auf der Suche nach Chinin entdeckte der französische Mönch und Botaniker Charles Plumier 1695 auf der Insel Hispanola die erste Fuchsie. Hispanola hieß die Insel auf der sich heute die Staaten Haiti und die Dominikanische Republik befinden.
Die Pflanze benannte er zu Ehren des deutschen Botanikers Leonhart Fuchs (1501 - 1566) "Fuchsia triphylla flore coccinea".
Fast 30 Jahre vergingen bis die erste Fuchsie blühte. Leider blieb diese Pflanze im Apothekergarten „Chelsea“ in London nicht lange am Leben.
1773 gelangte erneut Saatgut aus Santo Domingo in den Botanischen Garten von New York. Diese Fuchsie wurde später von einem englischen Gärtner über ganz Europa verbreitet. Von Forschungsreisenden wurden im Laufe der Jahre in Chile, Mexiko, Peru, Ecuador, Guatemala, Bolivien, Kolumbien und Neuseeland immer wieder neue Arten entdeckt und nach Europa gebracht.
Anfang des 19. Jahrhunderts begann in Europa die Fuchsienzüchtung.
Die bekanntesten Züchter dieser Zeit waren der Franzose Victor Lemoine (1823 bis 1911) und der Engländer James Lye (1830 bis 1906).
Von beiden sind heute noch einige der Sorten erhältlich.
Im Laufe der Jahre ist eine unermessliche Sortenvielfalt entstanden. Derzeit dürften rund 12.000 verschiedene Sorten auf der Welt zu finden sein. Allein in den Fuchsiengärtnereien in Deutschland, den Beneluxländern, Österreich und der Schweiz sind rund 6.600 verschiedene Sorten erhältlich.
Von A wie 'Abt Koloman Holzinger' bis Z wie 'Zyzy'. Es gibt Fuchsien mit einfachen oder gefüllten Blüten, Pflanzen mit aufrechtem oder hängendem Wuchs, winterharte bis kälteempfindliche Sorten.
Die Blütenfarbe variiert in allen nur denkbaren Pastelltönen von weiß bis fast schwarz, über sämtliche Rot-, Lila- oder Blautöne. Bis auf gelb gibt nahezu jeden Farbton.
Hilfreich bei der Fuchsienbestimmung ist auch eine Beschreibung der Blattform bzw. der Blattränder. Die Blätter können lanzettlich, elliptisch, herzförmig oder eiförmig sein. Die Blattränder werden unterschieden in ganzrandig oder gezahnt.
Wahrscheinlich macht diese Vielfalt den Reiz der Fuchsie aus. Sie schmücken nahezu jeden Garten mit bepflanzten Steintrögen, als Hochstamm gezüchtet oder in Balkonkästen. So war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Fuchsie erste Liebhaber in der Bonsaiszene fand.
Für die Bonsaizucht eignen sich insbesondere die kleinblättrigen Sorten. Hier sind m.E. als erstes die aus Mexiko stammende, sehr kleinblättrige Fuchsia microphylla oder die Scharlach-Fuchsie, Fuchsie magellanica, namentlich zu erwähnen. Die von mir gesammelten Erfahrungen beziehen sich ausschließlich auf die soeben genannten Sorten.
Außerdem eignen sich noch einige andere Sorten, sowie auch Wildarten, für die Bonsaigestaltung. Hierzu gehören u.a. Beacon, Betzi Checkerboard, Bon Accorde, Charming, Chang, Casper-Hauser, Daisy-Bell, Galadriel, Hanna, Schöne Wilhelmine, Tom Thumb, Lady Thumb, Larissa, Lotti-Hobbie, Nicki’s Findling, Rose of Castile, Minirose, Melanie, Olive Smith, Vielliebchen, Vuurwek, Whitenight-Pearls, Walz-Jubilteen,...und viele mehr.
Als Bonsai:
Die Fuchsie eignet sich aufgrund ihrer kleinen Blätter, der feinen Verzweigung, der Blütenbildung und der guten Schnittverträglichkeit sehr gut zur Bonsaigestaltung. Dennoch haben vielen Bonsaizüchter Probleme mit Fuchsien. - Das liegt aus meiner Sicht an verschiedenen Umständen.
So sollte zunächst ein ausgewähltes Substrat verwendet werden. Es sollte die Fähigkeit haben, Wasser über längere Zeit zu speichern, wobei auf jeden Fall Staunässe zu vermeiden ist.
Da wir unsere Bäume bevorzugt in flache Gefäße setzen, trocknet das Substrat im Sommer sehr schnell aus. Deshalb bin ich der Meinung, dass der Ungeübte für seine Fuchsien tiefere Schalen verwenden sollte. Somit schließt man ein großes Risiko der Misserfolge, die aufgrund der wechselnden Verhältnisse im Wurzelbereich auftreten können, aus. Fuchsien reagieren unterschiedlich auf Bodenfeuchte. Deshalb sollte das Substrat immer gleichmäßig feucht, jedoch nicht nass sein.
An dieser Stelle möchte ich gleich einen kleinen Unterschied zwischen den eben genannten Sorten F. microphylla und F. magellanica aufzeigen. Die Fuchsia microphylla, eine der wenigen Sorten, die sehr häufig als Bonsai angeboten wird, mag es grundsätzlich lieber etwas trockener als die Scharlachfuchsie.
Während der Anzucht von den eben genannten Sorten hat sich gezeigt, dass die F. microphylla in Betracht auf Feuchtigkeit sowohl im Winter, als auch im Sommer sehr „zickig“ reagiert. Steht sie zu feucht, verliert sie bald die Blätter und kümmert. Steht sie nur kurze Zeit zu trocken, geht sie ein!!!!
Auch im Winter mag sie es lieber etwas trockener als ihre Verwandten.
Obwohl die F. microphylla im Bonsaifachhandel häufig als Jungbonsai angeboten wird, ist aus meiner Sicht die F. magellanica aus den eben genannten Gründen zur Bonsaizucht besser geeignet.
Für Fuchsien sollte der Standort eher halbschattig bis schattig gewählt werden. Auch wenn z.B. Fuchsienstämme im Kloster Ettal in der Sonne stehen, darf man nicht vergessen, dass sie direkt ins Beet gepflanzt worden sind. Im Erdreich herrschen auch im Sommer, relativ gleich bleibende Boden- und Temperaturverhältnisse.
Fuchsien bilden sommergrüne, gegenständig angeordnete Blätter aus, die in Form und Blattgröße von Art zu Art variieren. Ihre unterschiedlich ausfallenden, sehr auffälligen Blüten erscheinen i.d.R. im Sommer zahlreich in den Blattachsen der endständigen Blätter. In Bonsaikultur blühen die Fuchsien, bedingt durch das Pinzieren, etwas später als gewöhnlich, etwa im Juli.
Bei der Gestaltung von Fuchsien muss man allerdings ein paar Abstriche machen. So kann man uns bekannte Gestaltungsregeln nicht zwingend anwenden, denn Fuchsien lassen sich wegen ihrer porösen Äste kaum oder gar nicht drahten. Die Form sollte möglichst nur durch Schnitt heraus gearbeitet werden. - Beste Erfolge erzielt man, wenn die Formgebung mit den jungen elastischen Trieben beginnt, die noch leicht zu formen sind.
Fuchsien wachsen strauchartig, wobei die Äste relativ schnell verholzen und der Stamm je nach Laubmasse an Dickenwachstum zunimmt.
Hin und wieder ist in Büchern zu lesen, dass Fuchsien auch als „Zimmerbonsai“ oder Indoor gehalten werden können. Diese Aussage würde ich so nicht stehen lassen. – Meine Erfahrungen sind, dass Fuchsien im warmen Winterquartier kümmern. Es liegt sehr wahrscheinlich zum einen an der trockenen Heizungsluft und zum anderen daran, dass unsere Wohnung zum Überwintern zu warm ist.
Pflanzenbeschaffung:
Die Fuchsie ist als Topfpflanze in jedem Garten- oder Baumarkt zu erhalten. Spätestens im Frühjahr hat jede Gärtnerei Fuchsien im Sortiment. Auf der Suche nach besonderen Sorten sollte man sich an eine spezielle Fuchsiengärtnerei wenden. Im Bonsaifachhandel werden sie oft als Jungpflanze, als gestaltete Bonsai jedoch seltener, angeboten.
Standort:
In ihrer Heimat kommt die Fuchsie häufig in relativ feuchten und kühlen Gebirgswäldern, im Schatten von großen Bäumen vor. Deshalb sollte sie vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt aufgestellt werden.
Etwa ab Mitte Mai, wenn nicht mehr mit Nachtfrösten zu rechnen ist und das Kulturjahr der Fuchsien beginnt, können wir sie ins Freie, an einen hellen, halbschattigen Platz, stellen.
Vorsicht vor Spätfrösten!!!
Wenn in manchen Büchern zu lesen ist, dass Fuchsien auch sonnig stehen können, trifft diese Aussage wohl nur zu, wenn sie mit reichlich Wasser versorgt werden. Derartige Umstände würde ich meinen Bäumen nicht zumuten.
Vor dem Einräumen in ein geeignetes Winterquartier im Herbst, sollten die Pflanzen vom trockenen Laub und von den eventuell noch vorhanden Blüten- oder Fruchtansätzen befreit werden. Ein Rückschnitt bis ins alte Holz ist möglich. (vllt. auch nur um Platz zu sparen) Die meisten Fuchsien sind frostempfindlich!! Eine frostfreie Überwinterung ist deshalb zwingend erforderlich.
Als geeignetes Quartier bieten sich verschiedene Möglichkeiten an. Das kann ein Keller, eine Garage, ein Dachboden, ein Treppenhaus, ein unbeheiztes Zimmer oder ein Gewächshaus sein. Die optimalen Temperaturbedingungen liegen zwischen 5 und 10 Grad. Aber auch niedrigere Temperaturen, wie z.B. in einem frostfrei gehaltenem Gewächshaus werden toleriert.
In der nahezu unerschöpflichen Sortenvielfalt gibt es auch winterharte Sorten. - Diese sollten m.E. allerdings auch frostfrei überwintert werden. Denn in der Regel frieren die oberen Pflanzenteile ab und nur der Wurzelstock treibt im folgenden Frühjahr wieder aus.
Umtopfen / Substrat:
Das Umtopfen in ein Substrat aus einer Mischung von Akadama, Humus (oder auch Torf) und Lavagranulat (1:1:1) sollte mit gleichzeitigem Wurzelschnitt im zeitigen Frühjahr (Ende Februar / Anfang März) erfolgen.
Bei der Zusammensetzung des Substrates gibt es unterschiedlichste Meinungen. Grundsätzlich ist zu beachten, dass die Beigaben gut ausgesiebt werden und dadurch eine durchlässige, lockere Substratmischung entsteht. Hoch verdichtete Erde ohne funktionierende Drainage ist tödlich. Ein erhöhter Anteil von Lehmgranulat (Akadama) hat sich bei meinen Pflanzen nicht zum Nachteil ausgewirkt. Ein frühzeitiges Austrocknen des Granulates im Sommer, z.B. während längerer Abwesenheit durch Arbeit, sollte jedoch auf jeden Fall vermieden werden. Eine höhere Beigabe von Lavagranulat oder Geohumus hält die Feuchtigkeit länger.
Grundsätzlich sollte das Substrat leicht sauer sein und einen PH-Wert von ungefähr 6 aufweisen.
Fuchsien sollten alle 2 Jahre, jüngere Pflanzen sogar jährlich umgetopft werden, denn sie entwickeln ein kräftiges Wurzelwachstum.
Nach dem Umtopfen wird kräftig gewässert und die Pflanzen sollte so hell wie möglich, jedoch ohne direkte Sonneneinstrahlung, aufgestellt werden.
Gießen / Düngen:
Fuchsien benötigen in der Hauptwachstumszeit, im Frühling und Sommer reichlich Wasser. Wenn möglich kein kalkhaltiges Wasser verwenden. Staunässe oder Trockenheit sind häufig Grund für vorzeitiges Abfallen von Blüten und Blättern.
Ballentrockenheit führt grundsätzlich zum Absterben der ganzen Pflanze.
Im Winter ist besonders vorsichtig zu gießen. Das Substrat sollte nur mäßig feucht gehalten werden.
Fuchsien haben einen relativ hohen Nährstoffbedarf. Jedoch ist bei übermäßigem Gebrauch von mineralischem Dünger (besteht i.d.R. aus Salzen) Vorsicht geboten, da die Salztoleranz begrenzt ist.
Aus diesem Grund ist es von Vorteil wenn man mit organischem Dünger düngt. Einzelne Düngegaben von Mineraldünger führen jedoch nicht zwangsläufig zu Schädigungen.
Stecklinge sollten aufgrund der geringen Salzverträglichkeit und zur Verhinderung eines „mastigen“ Wachstums nur mit organischem Dünger gedüngt werden.
Während der heißen Monate, d.h. Juli / August und in den Wintermonaten wird nicht gedüngt.
Gestaltung:
Im zeitigen Frühjahr (Februar / März) kann, wenn nicht schon vor dem Einräumen vorgenommen, ein kräftiger Rückschnitt, der bis ins alte Holz geht, durchgeführt werden. Möglicher Saftfluß, der sehr unterschiedlich ausfallen kann, ist während dieser Zeit am geringsten.
Nach dem Schnitt größerer Äste sollte Wundverschlussmittel verwendet werden. Vorsicht bei Schnittstellen, die den Winter über feucht sind, diese können sehr schnell schimmeln.
Nach einem starken Rückschnitt ins alte Holz, treibt die Fuchsie wieder willig aus.
Im weiteren Verlauf des Jahres kann jederzeit je nach gewünschter Größe oder nach der gewünschten Astdicke ab einer Trieblänge von 5 bis 10 cm auf ein bis zwei Blattpaare zurück geschnitten werden.
Fuchsien sind sehr starkwüchsig. - Zur Formerhaltung sollten die frischen Triebe während der gesamten Wachstumszeit auf ein bis zwei Blattpaare eingekürzt bzw. pinziert werden. Das Entfernen der Triebspitzen kann mit einer Schere oder den Fingerspitzen erfolgen. Durch häufiges „Entspitzen“ bzw. Pinzieren entwickelt die Fuchsie schnell eine gute Feinverzweigung.
Da Fuchsien nicht am Triebende, sondern aus den Blattachseln heraus blühen, beeinträchtigt das Pinzieren die Blüte nur sekundär.
Bei Stecklingen muss man sehr früh mit den ersten Gestaltungsmaßnahmen beginnen. Eine spätere Korrektur der Aststellung durch Drahten ist sehr schwierig. Auch Jungpflanzen verholzen relativ schnell und die verholzten Äste sind äußerst brüchig!!
Eine Formgebung der dickeren Äste sollte durch vorsichtiges Abspannen mit Spanndrähten erfolgen.
Vermehrung:
Fuchsien vermehren sich in der Natur über Samen. Im Gartenbau wird jedoch fast ausschließlich die vegetative Vermehrung durch Stecklinge angewandt.
Bei optimalen Bedingungen lassen sie sich sehr leicht, selbst in unserer Region das ganze Jahr über, durch Stecklinge vermehren.
Stecklinge sind zur künstlichen, vegetativen Vermehrung geschnittene Sprossteile einer Mutterpflanze. Die leicht verholzten Stecklinge können in ein Glas Wasser gestellt oder direkt in die Erde gesteckt werden.
Der Bereich des Stecklings, der in die Erde oder ins Wasser kommt, wird von den Blättern befreit. Meist kann man sie einfach von der Mitte des Stecklings nach unten abstreifen. Es ist wichtig, dass keine kräftezehrenden Blütenansätze am Steckling bleiben.
Der zukünftig unterirdische Teil des Stecklings sollte mehrere Blattknoten (leicht verdickte Stellen, wo vorher die Blätter waren) besitzen. Dort werden sich später die neuen Wurzeln bilden.
Krankheiten / Schädlinge:
Fuchsien werden häufig von der weißen Fliege und von Blattläusen aufgesucht. Die Larven der weißen Fliege, sowie die Blattläuse entziehen der Pflanze Zellsaft und scheiden gleichzeitig ein klebriges Sekret aus. Diese Ausscheidungen locken oft diverse andere Insekten und Wirbeltiere an, die der Pflanze zusätzlich Schaden zufügen können.
Die klebrigen Anhaftungen an der Pflanze bilden außerdem Nährboden für Pilze bzw. Rußtaupilze.
Die so genannten Rußtaupilze siedeln auf dem Honigtau, dem zuckerhaltigem Kot pflanzensaftsaugender Insekten an. Der Belag auf den Blättern lässt wenig Licht zur Blattoberfläche durch, so dass die Photosynthese mehr oder weniger stark beeinträchtigt wird.
Den Belag kann man einfach mit einem feuchten Lappen und einem Spritzer Spülmittel entfernen. – Die primäre Gefahr besteht allerdings in den saugenden Insekten, die bekämpft werden müssen.
Sollte der Befall Überhand nehmen, kann man auf bewährte Mittel wie z.B. Lizetanstäbchen aus dem Fachhandel zurückgreifen.