Azalee - Rhododendron indicum – Vor der Blüte und die Zeit danach!
I. Allgemeines:
Im mitteleuropäischen Raum stehen die Azaleen, abhängig von Standort und Sorte, grundsätzlich in der Zeit von Mai bis Juni in voller Blüte. Sollte die Pflanze überhaupt keine Blüten im Vorjahr angesetzt haben, kann es daran liegen, dass sie zu trocken stand. Auch bei zu starker Düngung und damit entstehendes "mastiges" Wachstum kann die Blüte weniger üppig ausfallen lassen.
Damit man die Blüte in vollem Umfang genießen kann sollte man verschiedene Dinge berücksichtigen.
Ein unnötiger Blütenüberfluss kostet nur Kraft.
So schön eine in voller Blüte stehende Azalee auch ist, dennoch sollten nicht alle Blütenknospen an der Pflanze verbleiben und zur Blüte kommen. Die Blüte kostet viel Kraft und schwächt unsere Pflanzen jedes Jahr aufs neue. Vor der Blüte, in den Monaten zuvor (auch in den Wintermonaten), werden überschüssige Blütenknospen entfernt. Häufig stehen sie zu dicht oder im Inneren der Pflanze, so dass diese nie zur vollen Geltung kommen würden. Oder die Blüten stehen so eng bzw. werden gequetscht, dass sie nicht komplett aufblühen können. Deshalb werden sie rechtzeitig selektiert.
Des Weiteren sollten die Blütenknospen, die sich auf der Rückseite des Baumes bilden ebenfalls erheblich reduziert werden.
Vor der Blüte nur mäßig oder gar nicht düngen.
Bei diesem Thema streiten sich die Fachleute! Der eine sagt vor der Blüte wird gedüngt, der andere sagt mit dem Düngen erst nach der Blüte beginnen!
Ein übermäßiges Düngen würde zu diesem Zeitpunkt nur das Wachstum in Gang setzen, wobei der frische Zuwachs sogleich wieder entfernt werden muss, da er dem Gesamtbild schadet oder die Blüten verdeckt oder einengt. Dies wäre kontraproduktiv und kostet nur unnötig Kraft.
Ich dünge meine Azaleen im Frühjahr mit geringen Düngemengen, während der Blüte wird mit dem Düngen ausgesetzt und nach der Blüte, sofern nicht umgetopft wird, wird normal weiter gedüngt. Eine P-K-Düngung im Spätsommer bis in den Herbst ist vorteilhaft für die Blüte im kommenden Jahr.
Während der Blüte sollte der Baum im Schatten und vor Regen geschützt aufgestellt werden.
Bei kühlem Standort halten sich die Blüten länger. Nasse Blüten werden vom Regen schwer, hängen schlaff vom Baum herunter und welken schneller.
verregnete Azaleenblüten
Auf gleichmäßig, ausreichend feuchtes Substrat achten!
Wird eine in Blüte stehende Azalee unzureichend gegossen, werden die Blüten schlaff und müssen von der Pflanze entfernt werden. Herunterhängende Blüten richten sich bei erneuter Wassergabe nicht wieder auf, so wie es bei vielen Pflanzen schlaffe Triebspitzen machen.
Verblühte Blüten werden samt Fruchtansatz zwischendurch immer wieder von der Pflanze entfernt.
Aus ästhetischen Gründen und um Platz für die nachfolgenden Blüten zu schaffen, werden die verwelkten Blüten zwischendurch immer wieder vom Baum entfernt. Dabei sollten nicht nur die Blütenblätter sondern auch der Fruchtansatz mit entfernt werden. Belässt man die Blüten zu lange an der Pflanze lösen sich die Blütenblätter von alleine. In diesem Fall verbleibt der Stempel mit dem Fruchtknoten an der Pflanze. Diese müssen dennoch ausgekniffen werden.
nicht nur die Blütenblätter entfernen
auch Fruchtknoten und Stempel müssen entfernt werden
Am Ende der Blütezeit alle Knospen entfernen, auch wenn sie sich noch nicht geöffnet haben.
Um auch im Folgejahr einen gleichmäßigen Blütenflor zu haben sollten zum Ende der Blütezeit (wenn sich ca. 80% der Blüten geöffnet haben) alle am Baum vorhandenen Blütenknospen, auch die, die sich noch nicht geöffnet haben, entfernt werden.
Geschwächte Pflanzen sollten nicht zur Blüte kommen!
Die Blüte kostet wie bereits gesagt, jedes Jahr sehr viel Kraft, so dass sich die Pflanzen davon u.U. nur unzureichend erholen. Blühen unsere Azaleen über mehrere Jahre im Überfluss, kann dies der Pflanze schaden. Als Folge bilden sich in den Folgejahren Blütenknospen, die sich im schlechtesten Fall gar nicht öffnen. Die Anzahl der Blütenknospen reduziert sich, die Blütenfarbe lässt nach. Die Blüten öffnen sich nicht zur gleichen Zeit und das Laub verliert an Glanz.
Gleiche Symptome sind bei Wurzelschäden oder frisch importierten Bäumen, die lange nicht in frisches Substrat umgetopft worden sind, zu erkennen.
In diesen Fällen sollten alle Blütenknospen vom Baum entfernt werden, damit unsere Satsuki eine Blühpause einlegen kann.
Teilweise raten Satsukizüchter dazu, nach mehreren Jahren der Blüte, die Blütenknospen komplett zu entfernen und eine Blühpause einzulegen, damit die Pflanze vital genug bleibt.
II. Die Zeit nach der Blüte
Das Ende der Blütezeit ist in unseren Breiten bei den meistens Sorten etwa Ende Juni. Zu diesem Zeitpunkt werden alle Blüten, samt Fruchtansatz entfernt. Sich entwickelnde Samenkapseln verbrauchen viel Energie und schwächen dadurch unsere Azaleen zusätzlich. Also ist es wichtig, auch die Fruchtknoten und nicht nur die Blütenblätter zu entfernen.
D.h. alle bereits geöffnete Blüten, verwelkte oder sogar noch ungeöffnete Blüten werden vom Baum genommen.
In der Regel wird der Stiel mit zwei Fingerspitzen unterhalb des Fruchtknotens abgekniffen.
Nach ein paar Blüten hat man ein gutes Gespür dafür, so dass man sich von Ast zu Ast durcharbeiten kann. Bei größeren Exemplaren können das schnell mehrere Hundert Blüten sein, die entfernt werden müssen. Gegen die Verwendung einer kleinen, scharfen Schere ist nichts einzuwenden, ist m.E. jedoch recht „umständlich“ und dauert relativ lange.
Nach diesem Eingriff lasse ich meine Azaleen für einige Tage in Ruhe bevor weitere Maßnahmen, wie Schnitt oder Umtopfen, vorgenommen werden.
zu entfernende Blüte
Griff unter die Blüte
die Blüte wurde samt Fruchtknoten entfernt
III. Der Schnitt nach der Blüte
Die Pflanze ist bereit für vegetatives Wachstum und kann sich zu diesem Zeitpunkt von einem Schnitt sehr gut erholen.
An der Basis der Blüten haben sich zwischenzeitig bis zu fünf neue Triebe (sortenabhängig) gebildet. Von den neuen Trieben werden nur die zwangsläufig für die weitere Gestaltung erforderlichen oder maximal zwei Jungtriebe belassen. Diese sollten so ausgerichtet sein, dass sie horizontal weiter wachsen und sich somit die Astetagen entwickeln können.
Diese zwei Triebe werden bis auf zwei Blätter zurück geschnitten.
Vorgehensweise beim Schnitt
Sollte der aus dem letzten Jahr stammende Trieb insgesamt schon zu lang sein, kann auch dieser eingekürzt werden. Sofern sich noch altes Laub daran befindet wird der Saftfluss nicht beeinflusst und die Satsuki treibt in diesem Bereich wieder problemlos aus. Der Ast einer gesunden und starken Satsuki treibt selbst im unbelaubten Zustand an zahllosen Stellen aus em alten Holz wieder aus. Das hat allerdings einen Nachteil, man weiß nicht, wo der oder die Triebe entstehen.
geschnittene Azalee Anfang Juli
Der Sommerschnitt sollte in den ersten zwei Wochen im Juli vorgenommen werden. Danach sollten die frischen Triebe nicht mehr beschnitten werden. Nach etwa 3 Wochen zeigt sich der frische Austrieb.
möglichst immer Blätter beim Schnitt am Ast belassen, dann zeigt sich der frische Ausstrieb bald
Nur einzelne aus der Silhouette herausragende Astenden werden eingekürzt. Der weitere Schnitt reduziert sich auf ein Minimum und erhält nur die „äußere“ Form.
frisch durchgetriebene Azalee , Mitte August - Bilder und Baum - Josef Knieke
An den frischen Trieben bilden sich über den Winter die Blütenknospen für das kommende Jahr.
Von dem anfallenden Schnittgut können Stecklinge geschnitten werden.
IV. Umtopfen
Aufgrund der jetzt vorhandenen Vitalität raten viele Azaleenzüchter dazu, die Satsuki nach der Blüte, in der Zeit von Ende Juni bis Mitte Juli, umzutopfen.
Da allerdings auch die Blüte ein erheblicher Stressfaktor ist, topfe ich meine Azaleen im Frühjahr (Februar bis März) um, bevor sichtbares Triebwachstum einsetzt. Wird dieser Zeitpunkt verpasst, kann ein späteres Umtopfen der Satsuki schaden, da zu dieser Zeit das Wurzelwachstum schon begonnen hat und die Pflanze an Vitalität verlieren kann.
Letztendlich ist es jedem selbst überlassen wann er umtopft, es ist sowohl im Frühjahr, als auch im Sommer möglich.
Josef Knieke