Azalee - Schnittmaßnahmen

Azaleen – Schnittmaßnahmen

 

Satsuki Pflegekalender.pdf

Das Jahr der Azalee - 1.pdf

Das Jahr der Azalee - 2.pdf

Das Jahr der Azalee - 3.pdf

 

 

 

 

Azaleen sind sehr schnell- und starkwüchsig. Das hat den Vorteil, dass man in relativ kurzer Zeit eine gute Verzweigung und eine geschlossene Krone bekommt.

Im Vergleich zu anderen Pflanzen und auch in Anbetracht, dass es sich hierbei um eine blühende Pflanze handelt, sind bei den Schnittmaßnahmen ein paar Besonderheiten zu beachten. Sie reagieren sehr gut auf den Schnitt und treiben schnell, sehr üppig und an nahezu allen Stellen wieder aus.

So sind für eine opulente, geschlossene Krone eine ausgeglichene Düngung, sowie ein vollsonniger, luftiger Standort Grundvoraussetzung. Der Schnitt trägt maßgeblich dazu bei, dass die Kraft des Baumes gleichmäßig verteilt wird und im nächsten Jahr eine reichhaltige Blüte herausgebracht wird.

Es ist hilfreich wenn die Satsuki-Azaleen hin und wieder an ihrem Standort gedreht werden. Dadurch gelangt das Sonnenlicht in das Innere der Krone, so dass die Feinverzweigung erhalten bleibt.

Einige Bonsaizüchter haben ihre Pflanzen auf Drehtellern stehen, damit sie ihre Satsuki ins Sonnenlicht drehen können.

Der Unterschied zu anderen Pflanzen ist, das Azaleen im Kronenbereich schwächer wachsen, dafür allerdings im unteren Bereich kräftiger zulegen.

Zum weiteren Erhalt des Gleichgewichtes sollte aus diesem Grund im oberen Kronenbereich etwas zurückhaltender geschnitten werden.

 

Eine weitere Besonderheit ist, dass Azaleen bei falschem Schnitt von dickern Ästen „gern“ einmal durch Saftrückzug den betroffenen Ast oder ganze Stammpartien zurücktrocknen lassen.

 

 

Die unterschiedlichen Schnittmaßnahmen:

 

 

Entfernen von unerwünschten Trieben:

 

An der gesamten Pflanze bilden sich über das Jahr hinweg an allen möglichen- und unmöglichen Stellen unerwünschte Triebe. D.h. sie entstehen häufig an der Basis des Stammes, an alten Schnittstellen, an Verästelungen oder am Ast und wachsen hier senkrecht nach oben oder unten.

Diese Triebe werden nicht mit der Schere oder Zange abgeschnitten!! – Man biegt sie mit der Hand entgegen der Wuchsrichtung bis sie abbrechen. Dadurch löst sich der gesamte Trieb.

 

 

 

Schneidet man den Trieb hingegen mit der Schere ab, kann es vorkommen, dass ein Teil davon am Baum verbleibt. An dieser Stelle treibt die Azalee erneut aus.

Wird beabsichtigt diese Stelle von Verdickungen oder unsauberen, alten Schnittstellen zu befreien, sollte dies ohnehin mit der Konkavzange gemacht werden. Auf dickere Schnittstellen sollte unbedingt Wundverschlusspaste aufgebracht werden.

 

Triebe sind an einem geformten Bonsai unerwünscht und können das ganze Jahr über entfernt werden. Dennoch können sie nützlich sein. Sie können zur Stammverdickung dienen und eignen sich bestens als Stecklingsmaterial.

 

unerwünschte Triebe.JPG
unerwünschte Triebe

Des weiteren bilden sich im Frühjahr Triebe, die sich unmittelbar unter der Blüte, am Blütenansatz, entwickeln. Dieses frische Grün wächst aus der Form der Krone heraus und beeinträchtigt die Entwicklung der Blüten. Diese Triebe können aufgrund verfrühter, starker Düngung entstehen. Sie sollten komplett entfernt werden, da sie dem gesamten Erscheinungsbild des Baumes schaden. Letztendlich ist es reine Kraftverschwendung, da der Baum nach der Blüte ohnehin geschnitten und dadurch zum neuen Austrieb angeregt wird.

Es ist daher ratsam mit der Düngung vor der Blüte etwas moderater umzugehen.

 

 

 

Entfernen von dickeren Ästen:

 

Beim Schnitt von kleineren Ästen reagiert die Satsuki indem sie im unmittelbaren Bereich neue Triebe entwickelt. Dies fördert die Feinverzweigung.

Beim Entfernen von dicken Ästen sieht das allerdings ganz anders aus. Dieser schwerwiegende Eingriff sollte mit besonderer Vorsicht vorgenommen werden. So ist es ratsam dicke Äste nicht im Ganzen zu entfernen. Befindet sich der betroffene Ast im unteren Bereich der Pflanze, „kann“ es gut gehen. Die Problemzonen sind nicht pauschal festzulegen. So kann eine kräftige Pflanze den Eingriff gut, ein schwache jedoch weniger gut überstehen.

Noch problematischer wird es im schwächeren Bereich der Pflanze, also in der Krone. Beim Schnitt von dicken Ästen wird der Saftstrom unterbrochen. Wie schon oben angesprochen, können zur Folge ganze Bereiche durch Zurücktrocknen absterben. Nicht selten sterben die betroffenen Wurzelzonen mit ab.

Um dies zu verhindern, werden dicke Äste schrittweise entfernt. Man kann z.B. bis zu einer Astgabelung schneiden. Durch die restlichen Blätter, die am Ast verbleiben, wird der Saftfluss nicht unterbrochen, sondern umgeleitet. Der Saftstrom nimmt ab und die Pflanze kann sich an die neue Situation gewöhnen. Ein paar Monate später wird der Rest des Astes entfernt.

Auch hier sollte unbedingt Wundverschlussmittel aufgebracht werden. Die Paste verhindert das Zurücktrocknen und das Austrocknen der Wunde.

Der Schnitt von dicken Ästen sollte im Winter, bis zum Frühlingsanfang vorgenommen werden.

 

 

Der Winterschnitt:

 

Triebe die sich um die Blütenknospen herum bilden werden entfernt, damit genügend Licht an die Knospen heran kommt. Triebe und Zweige, die über die Silhouette des Baumes herausragen können ebenfalls abgeschnitten werden. Genauso werden überflüssige Blütenknospen entfernt. Die zu diesem Zeitpunkt gut erkennbaren Blütenknospen werden selektiert, so dass diese möglichst geordnet und gleichmäßig erscheinen. Über den Zeitpunkt des Selektierens gibt es verschiedene Meinungen.

Allerdings kann man als Faustformel sagen, dass das Entfernen der Knospen, bevor sie sich öffnen, vorgenommen werden soll. An den Astenden soll möglichst nur eine Blütenknospe stehen bleiben, damit diese sich in Gänze entfalten kann.

Die am Baum belassenen Knospen sollten in etwa gleich groß sein, damit sie sich zur gleichen Zeit öffnen. Blütenknospen die zu dicht aneinander stehen und sich somit während der Blüte gegenseitig stören, müssen entfernt oder selektiert werden. Knospen die in ungewünschte Richtung, z.B. nach unten zeigen oder im Kroneninneren wachsen müssen ebenfalls entfernt werden.

Züchter entfernen auf diese Art und Weise etwa ein Drittel der Blütenknospen an der Vorderseite und zwei Drittel an der Rückseite des Baumes. Im Vergleich zum Rest der Pflanze sollten aus dem Kronenbereich (schwächste Bereich der Azalee) mehr Blütenknospen entfernt werden.

Ich hab mir mal die Mühe gemacht und hab die entfernten Blütenknospen gezählt. So bin ich an nur einen Baum mühelos auf über 400 Knospen gekommen, die ich entfernt habe.

 

Ein starker Rückschnitt ist während dieser Zeit nicht empfehlenswert, da ansonsten die Blüte ruiniert wird.

Ausnahme ist, wenn auf die Blüte verzichtet wird und der Baum komplett neu aufgebaut werden soll.

 

Blütenknospen im Winter.JPG
Im Herbst / Winter sind die Blütenknospen fürs nächste Jahr bereits gut zu erkennen.
 

 

Trieb.JPG
Dieser Trieb wurde im Sommer nicht richtig geschnitten. Der auf der rechten Seite befindliche Trieb
hätte im Sommer schon entfernt werden müssen.
Es wird nur eine Blütenknospe am Astende belassen.
 

 

 

 

Der Sommerschnitt:

 

Das Ende der Blüte, hier in unseren Breiten ist das bei den meisten Sorten etwa im Juni, bedeutet das Ende eines Jahreszykluses der Azalee.

Die Pflanze ist bereit für vegetatives Wachstum und kann sich somit von den Eingriffen besser erholen. Aufgrund der jetzt vorhandenen Vitalität raten viele Azaleenzüchter dazu, die Satsuki nach der Blüte umzutopfen.

Da allerdings auch die Blüte ein erheblicher Stressfaktor ist, topfe ich meine Azaleen im Frühjahr um, bevor sichtbares Triebwachstum einsetzt. Auch in dieser Zeit sind Satsukis sehr vital.

 

Wenn nicht schon zwischendurch geschehen, werden jetzt als erstes alle verwelkten Blüten entfernt. Zum Ende der Blühphase werden alle Blüten, auch die, die sich noch nicht geöffnet haben, heraus gebrochen. Das hat den Vorteil, dass sich die Blütenknospen für das kommende Jahr gleichmäßiger bilden und sich diese auch zeitgleich öffnen.

Sich entwickelnde Samenkapseln verbrauchen viel Energie und schwächen dadurch unsere Azaleen. Also ist es wichtig, auch die Fruchtknoten und nicht nur die Blütenblätter zu entfernen. Hierzu nehmen wir zwei Finger und kneifen den Stiel unterhalb des Fruchtknotens ab.

An der Basis haben sich während dessen bereits bis zu fünf neue Triebe (sortenabhängig) gebildet. Von den neuen Trieben werden nur die zwangsläufig für die weitere Gestaltung erforderlichen oder maximal zwei Jungtriebe belassen. Diese sollten so ausgerichtet sein, dass sie horizontal weiter wachsen und sich somit die Astetagen entwickeln können. Diese zwei Triebe werden bis auf zwei Blätter zurück geschnitten.

Sollte der aus dem letzten Jahr stammende Trieb insgesamt schon zu lang sein, kann auch dieser eingekürzt werden. Befindet sich noch altes Laub daran, wird die Satsuki in diesem Bereich wieder problemlos austreiben. Der Trieb einer gesunden und starken Satsuki treibt selbst im unbelaubten Zustand an zahllosen Stellen wieder aus.

Ein Schnitt bis auf das Grundgerüst der Äste ist möglichh. An einem sonnigen Standort bilden die Azaleen in kurzer Zeit frische Triebe aus dem alten Holz.

 

Der Sommerschnitt sollte in den ersten zwei Wochen im Juli vorgenommen werden. Danach sollten diese Triebe nicht mehr beschnitten werden. An ihnen bilden sich über den Winter hin die Blütenknospen für das nächste Jahr. So folgt zum Erhalt der Form nur noch ein leichtes Selektieren über den Winter hinweg.

 

Sommerschnitt.JPG
Die untere Äste sind bereits geschnitten.
 
Sommerschnitt danach.JPG
Deutlich zu erkennen, dass die Krone zurückhaltender geschnitten wurde.
Sommerschnitt danach.

von

Josef Knieke

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