Ficus
Allgemeines:
Die Gattung Ficus ist sehr artenreich, sie stammt aus der Familie der Maulbeergewächse (Moraceae).
Die Angaben der Arten schwanken zwischen 800 und 2000. Man trifft sie in den Tropen aller Kontinente an. Einige Arten gehören zu den gewaltigsten Bäumen der Erde und können einen Kronenumfang von mehr als 300m haben.
Ein Charakteristikum aller Feigen sind die milchsaftführenden Leitungsbahnen, die in allen Pflanzenteilen vorkommen. Dieser Umstand brachte der Feige bei uns den Namen „Gummibaum“ ein!
Die tropischen Feigen sind immergrüne Bäume, kleine Sträucher oder sogar Kletterpflanzen. Eine auch für die Bonsaizucht interessante Eigenheit einiger Ficus-Arten stellen die Luftwurzeln dar. Diese wachsen von den Ästen senkrecht herunter und entwickeln sich nach erreichen des Bodens zu ansehnlichen pfeilerartigen Stützen. So kann ein einziger Baum einen waldähnlichen Bestand bilden. Das größte Exemplar bedeckt mit ca. 500 Wurzelstämmen, bei einer Höhe von 26 Metern, eine Fläche von 2 Hektar. Die Krone hat einen Umfang von 530 und einen Durchmesser von 170m.
Die Bildung von Luftwurzeln ist bei unseren Bonsai zwar nicht unmöglich, allerdings bedarf es für den Baum dann einen extremen Standort. So müssten die Temperaturen dauerhaft hoch und die Luftfeuchtigkeit bei nahezu hundert Prozent liegen. Feigenbonsai mit Luftwurzeln sind in deren Herkunftsländern nicht außergewöhnlich.
Damit man diesen Bedingungen gerecht wird, kann man eine Konstruktion aus Holzleisten und Folie über den Baum stülpen. So ist für die erforderliche, hohe Luftfeuchtigkeit dauerhaft gesorgt. Die sich entwickelnden Luftwurzeln müssen etwas in die Länge wachsen, bevor sie zum Boden geführt und da mit einem Draht oder ähnlichem befestigt werden können.
Die meisten Arten haben ihre Blattspitzen zu sogenannten Träufelspitzen ausgebildet, an der das Regenwasser abläuft. Die Blätter und die Form variieren bei einer Größe von 2 bis 50cm sehr.
Die Blüten sind äußerlich nicht sichtbar. Sie befinden sich in kleinen Kelchbechern, die aussehen wie kleine Feigen. Die Bestäubung und die Fruchtbildung sind einzigartig. An dem Kelchbecher befinden sich kleine Öffnungen durch die eine besondere Gallwespenart eindringen kann. Die Früchte in ihren unterschiedlichen gelbgrün bis zu rot und rot-violett-Tönen sind von wenigen Millimetern bis zu mehreren Zentimetern groß, wie etwa die Eßfeige der Ficus carica.
Eine Fruchtbildung ist bei unseren Zimmerpflanzen auszuschließen, da die Gallwespen bei uns nicht vorkommen.
Der Stamm ist in der Regel grau und glatt. Der in der Rinde in großen Mengen vorkommende Milchsaft (Latex) wird zur Kautschukgewinnung genutzt.
Für Haustiere, wie Katzen, Hunde und Vögel ist der Verzehr, insbesondere der Blätter, giftig!! Eine Vergiftung zeigt sich in Erbrechen und Durchfall. Bei einigen Vögeln zeigt der Verzehr keine toxische Wirkung, dennoch sollten die Bäume außer Reichweite aufgestellt werden.
Bei Menschen ruft der Verzehr von Ficusblättern leichte Verdauungsprobleme hervor. Sie sind für Menschen als leicht giftig einzustufen.
Bei uns ist die Birkenfeige (Ficus, benjaminia) als Zimmerpflanze in jedem Büro oder in jedem Wohnzimmer vorzufinden. Die einfache Pflege dieser Zimmerpflanzen lässt sich auch auf unsere Bonsai übertragen.
Als Bonsai:
Überall ist die Sprache von Zimmerbonsai oder „Indoor“-Bonsai! Einen Indoor oder Zimmerbonsai gibt es eigentlich gar nicht. Die Pflanzen, die wir als Zimmerbonsai bezeichnen wachsen in anderen Ländern wie bei uns Buchen oder Kiefern in der freien Natur.
Letztendlich kann man kurz und bündig sagen, dass es sich bei Indoor-Bonsai um Pflanzen handelt, die in den Tropen oder Subtropen vorkommen.
In den Tropen vorkommende Pflanzen sind das ganze Jahr über gleichbleibende Temperaturen gewöhnt. Dazu gehören u.a. Pflanzen wie Ficus, Premna oder Duranta.
Pflanzen, die in den Subtropen vorkommen benötigen im Winter eine Wachstumspause und sollten deshalb im Haus kühler stehen. Dazu gehören z.B. Pflanzen wie Myrte, Serissa und Olive.
Damit kommen wir auch schon zur Eignung der Ficusarten als Bonsai.
Da die meisten Arten fast ausschließlich aus den Tropen kommen, ist ein Standort bei uns in der Wohnung für die Feige zwar nicht optimal, aber günstig. Temperaturen um 20 Grad zur kalten Jahreszeit werden problemlos vertragen.
Die Feige eignet sich aufgrund ihrer kleinen Blätter, der feinen Verzweigung und der guten Schnittverträglichkeit sehr gut zur Bonsaigestaltung. In ihrer Heimat gibt es ausgesprochen schöne Exponate, die wir in unseren Breiten leider nicht annähernd züchten können.
Sie hat charakteristische Merkmale, wie z.B. Luftwurzeln oder ausgesprochen gutes Dickenwachstum. Sie ist wüchsig und verträgt recht problemlos einen Schnitt bis ins alte Holz. Die Blätter variieren in ihrer Größe je nach Sorte und erscheinen in der Regel wechselständig, gelegentlich auch gegenständig. Die Blattgröße kann jedoch durch einen Blattschnitt dezimiert werden.
Wie oben schon erwähnt würde man die Feige in unseren Breiten als „Zimmerbonsai“ bezeichnen. Geeignete Bonsai, die bei uns in Zimmerkultur gehalten werden können, gibt es nicht viele. So machen trockene Heizungsluft, schlechte Lichtverhältnisse und mangelnde Luftbewegung unseren Pflanzen zu schaffen. Unter Berücksichtigung grundsätzlicher Hinweise ist die Feige m.E. die geeignetste Zimmerpflanze, die auch als Bonsai gehalten werden kann.
Pflanzenbeschaffung:
Die Feige ist als Topfpflanze in nahezu jedem schwedischen Einrichtungshaus, Bau- und Gartenmarkt zu erhalten. Der Markt wird derzeit überflutet von Ficus-Bonsai, oder von denen, die es mal werden sollen. Billigware in Massenproduktion um dem Phänomen “Bonsai” gerecht zu werden. Aber diese Pflanzen sind in den seltensten Fällen als Bonsai zu bezeichnen. Dicke Narben von eingewachsenem Draht, alle möglichen und unmöglichen Formen, Astansätze da wo sie nicht hingehören und zu guter letzt noch angepfropfte Äste, die an der falschen Stelle wachsen. – Wem es gefällt, na ja!! – Aber leider ist die Nachfrage nach Billigware recht groß, so dass die Bäume aus Fernost reißenden Absatz, schon unter 10,-€, bei uns finden.
Im Bonsaifachhandel werden oft vorgestaltete, auch hochwertigere Bonsai angeboten.
Standort:
Die meisten Feigen wollen hell und sonnig stehen. Die Temperaturen können zwischen 15 und 25 Grad liegen. Unter diesen Bedingungen ist auch eine ganzjährige Zimmerkultur möglich.
Ein vollsonniger Zimmerstandort könnte im Hochsommer zu Verbrennungen an den Blättern führen. Nicht die UV-Strahlung verbrennt die Blätter, sondern zu wenig Luftbewegung und die stauende Hitze könnte der Pflanze zu schaffen machen. Die entstehende Wärmestrahlung führt zu überhöhter Oberflächenwärme, wodurch dann die Blätter verbrennen.
Ein belüfteter Standort und ausreichende Substratfeuchte helfen der Pflanze über die heiße Jahreszeit. Von einem schattigen Platz, z.B. in der Mitte des Raumes, ist allerdings auch abzuraten, da dieser Stellplatz zu dunkel für die Feige ist.
Als durchaus bessere Alternative würde ich in der wärmeren Jahreszeit einen Platz im Freien empfehlen.
Wenn nach den Eisheiligen draußen die Temperaturen über 15 Grad ansteigen, ist ein geschützter Standort im Freien ratsam. Ein Wechsel ins Freie ist mit Gefahren verbunden. So neigen die frischen Blätter schnell zu einem Sonnenbrand. Eine ca. 14tägige Eingewöhnungszeit an das Sonnenlicht reicht aus.
Aber dennoch Vorsicht vor Spätfrösten!!
Im Herbst muss die Feige sobald die Temperaturen nachts auf etwa 10 Grad absinken wieder ins Haus geholt werden. Obwohl die Feige so hell wie möglich stehen soll, ist von einem Standort im Fenster über der Heizung abzuraten. Häufiges Übersprühen oder das Abduschen in der Badewanne hilft „geringfügig“ über die Winterzeit hinweg. - Auf jeden Fall sollte versucht werden die Luftfeuchtigkeit des Kleinklimas unserer Bonsai so hoch wie möglich zu halten.
Umtopfen / Substrat:
Junge Feigen sollten alle 1 bis 2 Jahre, ältere alle 3 bis 5 Jahre umgetopft werden. Ein Wurzelschnitt wird problemlos vertragen.
Danach wird kräftig gewässert und die Pflanzen sollte so hell wie möglich, jedoch ohne direkte Sonneneinstrahlung und windgeschützt aufgestellt werden. Ein Übersprühen des Baumes mit kalkarmen Wassern ist sowohl nach dem Umtopfen, als auch im Sommer (nicht in der prallen Sonne) von Vorteil.
Der beste Zeitpunkt zum Umtopfen mit gleichzeitigem Wurzelschnitt ist das zeitige Frühjahr.
Als Substrat hat sich eine Mischung aus Akadama, Torf und Lavagranulat bewährt. Wenn kein Torf vorhanden ist, kann auch Humus verwendet werden.
Gießen / Düngen:
Möglichst mit weichem, temperierten Wasser gießen. Feigen verlangen eine gleichmäßige Wasserversorgung, wobei extreme Unterschiede wie Ballentrockenheit und Staunässe zu vermeiden sind.
Sie sind für gelegentliches Übersprühen der Blätter auch während der gesamten Vegetationsperiode dankbar. (nicht bei vollsonnigem Standort)
Je wärmer die Feige im Winter gehalten wird, umso mehr muss sie gegossen werden. Steht sie kühler ist sie nur mäßig feucht zu halten.
An den Dünger stellen sie keine besonderen Ansprüche. Sie können von Frühjahrsbeginn bis Oktober 14tägig mit Flüssigdünger gedüngt werden. Organischer Dünger in fester Form hat sich ebenfalls bewährt.
Bei warmer Überwinterung spricht nichts gegen eine monatliche Düngegabe. Bei kühler Überwinterung kann auf das Düngen verzichtet werden.
Gestaltung:
Feigen wachsen relativ schnell und verzweigen sich selbst ohne besondere Schnittmaßnahmen recht gut. Dies ist allerdings auch der Grund, dass man bei der Bonsaigestaltung schon recht früh mit dem Formschnitt beginnen sollte. Je eher die Feige zurück geschnitten wird, umso schneller verzweigt sie sich. Überflüssige Zweige und Triebe werden komplett entfernt.
Die verbleibenden Triebspitzen werden bis auf 2 Blattpaare zurück geschnitten. Schnell entwickelt sich eine feine Verzweigung mit frischem Neuaustrieb.
Der Neuaustrieb kann das ganze Jahr über pinziert oder wenn er etwas länger herausgewachsen ist, geschnitten werden.
Ansonsten treibt die Feige willig, auch aus dem alten Holz aus. Unerwünschte Triebe sollten sofort entfernt werden, damit die Strukturierung der Äste nicht nachhaltig gestört wird. Zu sehr verzweigte Feigen neigen dazu die Feinverzweigung im Inneren zu vernachlässigen. Im Spitzenbereich verdicken sich die Äste zusehends.
Aufgrund von Lichtmangel lässt sie zunächst einzelne Blätter fallen, später kann der ganze Ast absterben.
Soll der Stamm an Dickenwachstum zulegen, so ist es ratsam die Pflanzen wenigstens zwei Jahre ungestört wachsen zu lassen. Ein späterer Rückschnitt auf die gewünschte Höhe ist unproblematisch. Alle Gummibaumarten haben die außergewöhnliche Fähigkeit sich schnell zu regenerieren. Selbst wenn keine sichtbaren Augen am Stamm vorhanden sind, treibt dieser nach einer kurzen Zeit wieder aus.
Nach dem Schnitt tritt aus der Wunde kurzfristig Milchsaft aus. Dieser Saft kann mit kaltem Wasser erfolgreich entfernt werden. (Das Wasser sollte so über den Baum gegossen werden, das es nicht einsickert, da die Feige lieber temperiertes Wasser mag und etwas empfindlich reagieren könnte.) Dickere Schnittstellen sollten mit Wundverschlussmittel behandelt werden.
Von anderen Möglichkeiten die Wunde zu verschließen, wie diese z.B. mit einer offenen Flamme zu versiegeln, würde ich abraten.
Das Drahten der Feige ist bei dünnen und sogar mitteldicken Ästen absolut problemlos, da sie sehr elastisch sind. Dennoch sollte der Draht während der Wachstumszeit regelmäßig kontrolliert werden, da er sehr schnell einwächst. Dickere Äste würde ich abspannen, da der Spanndraht über längere Zeit an der Pflanze verbleiben kann.
Vermehrung:
Die Feige kann bei günstigen Bedingungen auch in unseren Breitengraden ganzjährig durch Stecklinge oder in den Monaten April / Mai durch Abmoosen vermehrt werden.
Krankheiten / Schädlinge:
Die Feige ist gegen Schädlinge sehr resistent. Dennoch können je nach Standort, insbesondere im Winter, verschiedene Probleme auftreten.
Ganz wichtig ist die Standortwahl. - Trockene Heizungsluft bekommt keiner Pflanze, auch der Feige nicht!
So ist die Feige zwar an einen warmen Standort gewöhnt, allerdings ist die Luft viel zu trocken. Dadurch verändert sich das Kleinklima der Pflanze. Hinzu kommt ein dunklerer Standort, als der im Sommer, der zur Folge hat, dass ein Teil der Blätter abgeworfen werden.
Ein Standort im Winter bei zu trockener Heizungsluft, mangelnder Belüftung in den Räumen und zu eng aneinander stehende Pflanzen forcieren den Schädlingsbefall.
So werden Feigen unter diesen Umständen hin und wieder von Schildläusen befallen. Die Anwendung von Lizetanstäbchen, die in jedem Baummarkt zu erwerben sind, können da bereits Abhilfe schaffen.
Anmerkung:
Wie oben bereits erwähnt boomt der Verkauf von Indoorbonsai, da unser Hobby auch „versuchsweise“ von vielen „nur ausprobiert“ wird. Viele die sich mit diesem Hobby noch nicht näher beschäftigt haben, versuchen es halt mit einem billigen Baum aus dem Baumarkt. Die Probleme sind vorprogrammiert. Eine Pflegeanleitung bekommt man nicht mit, das Verkaufspersonal gibt keine Tipps und Ratschläge.
Das Schicksal vieler dieser Pflanzen kann sich jeder denken. Leider landen die Bäumchen innerhalb kürzester Zeit auf dem Kompost.
Viele sind dann der Meinung, dass sie „das“ nicht können. - So ist es nicht. Es fehlen Ratschläge von denen, die sich ein wenig damit auskennen. Misserfolge führen dazu, dass die Flinte zu früh ins Korn geworfen wird und der Spaß für das neu entdeckte Hobby ist dahin.
Deshalb ein Ratschlag von mir an dieser Stelle, Liguster, Serissa, Fukientee und andere billige Baumarktware lohnt sich für den Anfänger als Zimmerbonsai, auch wenn der Baum noch so billig war, in vielen oder den meisten Fällen, nicht!
Josef Knieke